Geliebte-Das Leben in zweiter Reihe
Ein Erfahrungsbericht
Als Geliebte in der Hoffnung auf eine baldige öffentliche Partnerschaft. Kein seltener Wunsch. Lesen Sie eine wahre Geschichte.
Die Geliebte – Das Leben als Schattenfrau in zweiter Reihe
Wie ich eine Geliebte wurde …
Länger als drei Jahre war ich seine Geliebte – seine zweite Frau – seine zweite Wahl. Ich bin 44 Jahre alt, Mutter von zwei erwachsenen Kindern und seit zehn Jahren geschieden. Beruflich bin ich gutsituiert und habe keine finanziellen Sorgen.
Vor ungefähr vier Jahren lernte ich auf dem Polterabend einer Arbeitskollegin Jürgen kennen. Ein gutaussehender Mann, Anfang 40, der alleine dort war – genau wie ich. Von seinen dunklen Augen war ich gleichermaßen angetan wie von seiner Stimme. Obschon ich nicht auf der Suche nach einem Partner oder einer Beziehung war, fühlte ich mich sofort zu ihm hingezogen. Ich war mir sicher, dass ich ihm auch aufgefallen war. Mit damals fast 40 Jahren, war ich sportlich und attraktiv. Zwei Schwangerschaften sah man meiner Figur nicht an.
Wir tranken das ein oder andere Glas Wein, während wir uns unterhielten. Jürgen erzählte mir von seiner Frau, die eine eigene Firma führte und beruflich so eingespannt war, dass sie für Freizeitveranstaltungen wie Polterabende kaum Zeit fand.
Schon wenige Tage nach unserer ersten Begegnung, trafen wir uns in einem kleinen Café am Stadtrand, denn Jürgen wollte vermeiden, dass wir zusammen gesehen wurden. Er vertraute mir sehr persönliche Details seines Privatlebens an. Seine Frau schenkte ihm schon lange keine Aufmerksamkeit mehr, sodass er in seiner Ehe auf der Strecke blieb. Ich hatte bereits Gefühle für ihn und bedauerte, dass Jürgen in einer so unglücklichen Beziehung steckte, obwohl unser gemeinsames Glück zum Greifen nah war.
Mein Leben als Geliebte …
Wir trafen uns jede Woche in einem abgelegenen Hotel. Diese Stunden wurden zum Highlight meines Lebens. Ab und zu gelang es uns sogar ein ganzes Wochenende miteinander zu verbringen. Immer wieder sprachen wir über unsere gemeinsame Zukunft, die wir uns so wunderschön und lebendig vorstellten. Von diesem Traum konnte ich zehren, denn die Trennung von seiner Frau kam für ihn zu diesem Zeitpunkt nicht infrage. Entweder war sie in einer außergewöhnlich angespannten beruflichen Situation oder eines der Kinder brauchte gerade in besonderem Maße die Stabilität einer intakten Familie.
In Gedanken beschäftigte er sich mit der Trennung, doch mir sagte er ich solle Geduld aufbringen, ihm vertrauen und mir meinen hübschen Kopf nicht darüber zerbrechen – einfach den Moment und unsere Zweisamkeit genießen und seine Geliebte bleiben.
Ich bereitete unsere Treffen sorgsam vor, damit niemand uns je zusammen sah. Ich war eine Geliebte wie sie im Buche steht. Ich hinterließ weder Lippenstift noch Haare an seiner Kleidung. Doch er tischte mir unentwegt neue Geschichten auf, warum er an seine Frau gebunden war. Ich glaubte ihm jedes Wort und empfand Mitgefühl, während meine Liebe für ihn stetig wuchs.
Die Geliebte
Ich glaube, ich war die perfekte Zweitfrau – seine Geliebte …
… zweieinhalb Jahre lang. Dann geschah etwas, das mich endlich wachrüttelte. Zusammen mit meiner Tochter machte ich einen Stadtbummel. Es war mitten im Sommer und sehr heiß. Viele Leute saßen vor den Cafés und Eisdielen am Straßenrand. Plötzlich entdeckte ich Jürgen mit seiner Frau. Ich erkannte sie sofort, schließlich hatte ich schon viele Bilder von ihr gesehen. Doch sie erweckten nicht den Eindruck eines zerrütteten Ehepaares, wie Jürgen es mir seit Jahren weismachte. Er streichelte liebevoll ihre Hand, während sie sich lächelnd unterhielten. Seine Frau war sehr hübsch und strahlte Freundlichkeit und Liebenswürdigkeit aus. In diesem Moment keimte in mir das Gefühl von Mitleid für sie auf. Diese Heimlichtuerei musste sofort aufhören – nicht irgendwann.Wenige Tage später traf ich Jürgen. Diesmal lehnte ich jede Zärtlichkeit ab und legte die Karten sofort auf den Tisch. Ich sagte ihm, dass ich nicht länger nur die Geliebte sein wolle. Er müsse sich jetzt entscheiden – entweder seine Frau oder ich.
Sichtlich überrascht schaute er mich an. Er zögerte nicht lange, um mir dann zu sagen: „Liebes, Du bist die geborene Geliebte. Belasse es dabei. Ich werde meine Frau und meine Familie nicht verlassen, aber unsere Treffen können wir beibehalten. Es geht Dir doch gut damit.“
Ich werde seine Arroganz nie vergessen, als er sein wahres Gesicht offenbarte. Er hatte nie eine Trennung von seiner Frau beabsichtigt. All meine Gefühle für ihn zerbarsten in tausend Scherben. Ich drehte mich um und ging.
Mein Weg aus der Rolle der Geliebten
Mein Weg aus dieser Rolle
Er war und ist nicht der Mann, den eine Frau sich wünscht. Er ist nicht in der Lage Entscheidungen zu treffen und handelt aus purem Egoismus. Ich habe jegliche Achtung vor ihm verloren.
Da ich mit Niemandem darüber sprechen konnte, bin ich sehr dankbar für die Unterstützung zweier Berater, die mir geholfen haben meine Enttäuschung zu verarbeiten und nach vorn zu blicken.
Meine Geschichte zu teilen fällt schwer, doch ich möchte andere Frauen zum Nachdenken anregen. In meiner Rolle als Geliebte hätte mir ein positiver Denkanstoß damals sehr geholfen.